Dipl.-Ing.
Matthias Bšhringer
Kšrnerstra§e
14
76135
Karlsruhe
Tel.:
0721-9377214
boehringer@plaudereckle.de
Stadt Karlsruhe
BŸrgermeisterin Margret Mergen
Rathaus am Marktplatz
76124 Karlsruhe
Karlsruhe, den 9.2.2008
Dossier ãEine gute StadtentwicklungÒ
Sehr geehrte Frau BŸrgermeisterin Mergen,
mit diesem Dossier mšchte ich Sie
sensibilisieren, wie stŠdtisches Leben, eine bunte GeschŠftswelt, ein vitales
Wohnumfeld, zufriedene BŸrger und ein starker Markt nachhaltig gefšrdert werden
kann. Es folgt der Aufsatz ãLeben und Handel im Mikrokosmos StadtÒ dem sich die
AnhŠnge anschlie§en
Leben und Handel im Mikrokosmos
Stadt
Inhalt:
EDEKA Fleischwerk und verfehlte Siedlungspolitik 2
Einfallslose Nahversorgung in GrŸnwinkel 2
Mulmiges GefŸhl, bei Lidl einzukaufen 3
Geld lieber den regionalen KreislŠufen als Aldi und
Lidl 3
Auch dm ist nicht vollkommen 3
Karlsruhe wŠchst. Als Filialistenstandort?
ArbeitsplŠtze nur bei REAL? 4
SchŠdlicher Automatismus der Innenstadtentwicklung
von der Stange 4
Das
ECE-Center ãEttlinger TorÒ wŠre am Rondellplatz gerade noch ertrŠglich 5
OberflŠchlich
betrachtet sprechen die Statistiken fŸr das ECE 5
Wo
bleibt ãThe New Art of ShoppingÒ -
die Neue Kunst des Einkaufens? 5
LŠuft
es sich etwa entlang von Karl-Friedrich Stra§e und Erbprinzenstra§e schšn? 6
Newport
go Home! 6
Den BŸrgern eine Architektur mit Anspruch 7
Haben Sie schon einmal von Bullermann gehšrt? 7
Mittelstand hŠngt unmittelbar von den
inhabergefŸhrten FachgeschŠften ab 7
NŠhrboden schaffen 8
www 8
Bitte weiter reichen 8
EDEKA Fleischwerk und verfehlte
Siedlungspolitik
Im Oktober 2007 bemŸhte sich die CDU –
Fraktion unter Wolfram JŠger, das Edeka Fleischwerk in Karlsruhe anzusiedeln,
im Januar 2008 folgte nun Rheinstetten mit BemŸhungen dieses bei der Messe
anzusiedeln. Auch wenn mit dem Fleischwerk 600 ArbeitsplŠtze geschaffen werden
sollen ist dies ein Symptom verfehlter Siedlungspolitik. In der Vergangenheit
wurden regionale KreislŠufe mit vielen ArbeitsplŠtzen systematisch zerschlagen.
Schlachthšfe wie der Schlachthof Karlsruhe wurden dicht gemacht. Neubaugebiete
wurden ohne produzierende Metzgereien hochgezogen. Stattdessen sieht man einen
Lidl oder Edeka als vollkommene Nahversorgung. Allenfalls die Filiale eines
grš§eren Metzgerbetriebs verirrte sich ab und an in den Neubaugebieten und
durfte sich gemŠ§ des Bebauungsplans niederlassen. Es werden also wie so oft
keine neuen ArbeitsplŠtze geschaffen sondern inklusive FlŠchenverbrauch an
einer Stelle konzentriert wŠhrend sie woanders nie geplant oder vernichtet
wurden. Dies als exemplarischer Fall der Nichtbeachtung von ZusammenhŠngen in
Politik und Planung.
Einfallslose Nahversorgung in
GrŸnwinkel
Ein Paradebeispiel fŸr Einfallslosigkeit der
Nahversorgung stellt das jŸngst geschaffene Nahversorgungszentrum in GrŸnwinkel
auf dem Moninger Areal dar. Auch hier hat man wohl geglaubt, Nahversorgung sei
mit dem derzeit angesagten Schema Discounter (Lidl) + Drogeriekettenfiliale
(dm) + GetrŠnkemarkt bewerkstelligt. Mit etwas GlŸck kommt noch eine
Metzgereifiliale und eine BŠckereifiliale. Lidl bietet nichts, dass man ihn
brŠuchte. Die meisten Lebensmittel
kaufe ich frisch und mit
Non-Food-SchnŠppchen mšchte ich nicht ŸberhŠuft werden. Denn wer nichts kauft,
kann sich ein andermal besseres leisten.
Billig-Erdbeer-KonfitŸre (89 Cent fŸr 450
Gramm, was sind die Nebenbedingungen zu diesem Preis?), Billig-Honig (mit der
aussagekrŠftigen Bezeichnung aus EG und Nicht-EG-LŠndern fŸr 1,40 Euro das
500-g-Glas), billiger Apfelsaft aus Apfelplantagen (nicht garantiert aus
Baden-WŸrttemberg und schon gar nicht von Streuobstwiesen), billiger
MassengummikŠse, anonyme Milch (weder wŸrzig vom Schwarzwald noch rahmig von
Hohenlohe), Elektroartikel mit reduzierten FunktionalitŠten, ramschige
Kleidung, nichttagesfrisches Hackfleisch, Wurstwaren von norddeutschen
Fleischfabriken, klapprige Grills, wenig leistungsfŠhige Tauchlampen –
Lidl hat alles aber nichts richtig. Nach einem Besuch zu Recherchezwecken hŠtte
ich mich ob des schaurigen Angebots und der lieblosen PrŠsentation der Waren
glatt Ÿbergeben kšnnen. Wie tief kann mit Genehmigung der Stadtplanung
Menschheit sinken?
FŸr das Nahversorgungszentrum GrŸnwinkel
wurden weder Gewerbe noch gute und interessante ArbeitsplŠtze geplant. Kein
produzierender BŠcker, kein produzierender Metzger. Kein beratender Drogist,
kein HaushaltswarengeschŠft, kein Elektronikladen, kein Schreibwarenladen, kein
KŠseladen, schon gar keine Molkerei oder KŠserei, kein Bioladen, keine
Delikatessen, kein FischhŠndler, keine Schreinerei, kein Optiker. Auch dass es
in Karlsruhe kleinere Nudelhersteller gibt dŸrfte an der Lidl-Kundschaft
vorbeigehen.
Mulmiges GefŸhl, bei Lidl
einzukaufen
WŸrde ich bei Lidl einkaufen, wŸrde mich ein
mulmiges GefŸhl beschleichen. Das GeschŠftskonzept auf Kosten anderer sagt mir
nicht zu. Denn bei niedrigem Gehalt ist Akkordarbeit an der Kasse zu leisten,
ein gestšrtes Familien – und Vereinsleben wegen langer …ffnungszeit und
somit unnštigen Schichtdienst hinzunehmen. Die Konkurrenz wird mit Preisdumping
ruiniert, Zulieferer unter Druck gesetzt. Lidl ist wie Aldi ein Motor der
Bankrottspirale die viele Insolvenzen und noch mehr Hartz-IV-EmpfŠnger und
damit neue Lidl- Kunden hervorbringt. Lidl ist ein unserišses Unternehmen, das in
unserem Land nichts zu suchen hat.
Geld lieber den regionalen
KreislŠufen als Aldi und Lidl
Konzepte wie das Nahversorgungszentrum
GrŸnwinkel sollen Anreiz sein, sich nicht ins Auto zu setzen? Nun ja einen
Riesenparkplatz hat das NAH- Versorgungszentrum ja. Der Grund ist nicht
nachvollziehbar. Ich wohne in der Weststadt und kann alles zu Fu§ erledigen.
ErgŠnzendes finde ich in der Oststadt wo ich arbeite. Hier wie dort findet man
LŠden, die sich in die Stra§en einfŸgen. LŠden und Betriebe fŸr verschiedene
Lebensbereiche mit vielen ArbeitsplŠtzen und IndividualitŠt. Geld das hier
ausgegeben wird, wandert in den regionalen Kreislauf und stŠrkt die lokale
Wirtschaft, statt das es Herren wie Albrecht und Schwarz noch reicher macht.
Nicht ganz unbedeutend trŠgt dieses feinstrukturierte GeschŠftsleben zudem zur
Seele eines Stadtteils bei und schafft eine sich befruchtende Gemeinschaft.
Discounter wie Lidl und Aldi werden nicht
fŸr die Nahversorgung konzipiert. Wo es einen Supermarkt mit breiter Palette
braucht ist das Konzept des kleinen CAP-Markt in der Weststadt empfehlenswert.
Da bleibt auch noch einiges Geld fŸr die vielen BeschŠftigten Ÿbrig und der
Markt wird nicht gesŠttigt. Es bleibt immer noch Bedarf, FeldfrŸchte vom
Kulturland vor der eigenen HaustŸre zu kaufen und sich auch in Non-Food-LŠden
zu bedienen.
Auch dm ist nicht vollkommen
Wie schon an Hand von Lidl dargelegt wŸrden
mich Nahversorgungszentren wie sie in GrŸnwinkel geschaffen wurden
unterversorgen.
Wenn auch hochgelobt, ist dm kein vollkommener Drogeriemarkt. Er
fŸhrt nur die gŠngigsten und gut laufenden Produkte und ist im unteren Level
des DrogeriegeschŠfts vielleicht nur der bessere als Schlecker und Rossmann.
Auch wŸrde ich gerne mal zu
Waschmitteln, Zahnpasta, Handcreme und Haarstyling-Mitteln beraten werden. Es
ist einfach nicht fŸr selbstverstŠndlich zu halten, dass man zum Kauf von
Drogerieartikeln auf Drogerieketten, KaufhŠuser und SupermŠrkte angewiesen ist.
Sucht man dann beispielsweise eine
Seife gibt es nur die massengefertigten Industrieseifen. DafŸr gibt es in
Karlsruhe Seifenmanufakturen, die ihre erlesenen Mischungen auf den MŠrkten
feilbieten.
In der Oststadt gibt es immerhin die Drogerie Rudolph. Und
hier stš§t man auch mal auf eine andere Produktpalette mit z. B. natŸrlicher
Rasier-Creme made in Baden-WŸrttemberg oder auch hochwertige Kšrperlotionen
Karlsruhe wŠchst. Als
Filialistenstandort? ArbeitsplŠtze nur bei REAL?
Karlsruhe wŠchst hie§ es am 8. August 2007
in den BNN. Allein nšrdlich der alten Kirchfeldsiedlung soll fŸr 1800 Menschen
eine gehobene LebensqualitŠt in Eigenheimen am Stadtrand entstehen. Gehoben?
Wie ich heutige Stadtplanung und den Entwurf von BebauungsplŠnen kenne, glaube
ich nicht, dass hier an eine gehobene Nahversorgung gedacht wurde. Wie Ÿblich
wird es wohl wieder die Šrmliche Kombination aus Discounter oder Supermarkt +
Metzgerfiliale + BŠckerfiliale +
Drogeriekettenfiliale werden. Wieso erlaubt und fšrdert man nicht die GrŸndung richtiger Metzgereien und
BŠckereien? In Karlsruhe gibt es z. B. BŠckereien die ihr Mehl von der
Erzeugergemeinschaft Kraichgaukorn beziehen und Brot aus richtigem
Sauerteig herstellen. Konditoren
stellen mit viel Engagement sŸ§e VerfŸhrungen her. Einige Karlsruher Metzger
beziehen ihr Fleisch aus dem nahen Schwarzwald oder Hohenlohe, beraten zu
SpezialitŠten, bieten Wurstwaren mit eigenen Rezepturen feil. Warum mu§ man
wegen jedes SchrŠubchens zum Baumarkt? Wieso wegen jeden Kabels oder
BŸgeleisens zu Saturn? Das ginge nahversorgt besser vor Ort. Dies alles wŸrde
Leben und ArbeitsplŠtze in neue und alte Stadtteile bringen. Daran entscheidet sich, ob Karlsruhe als
Stadt oder als Filialistenstandort wŠchst.
Stadt definiert sich als Mikrokosmos von
Gewerbe, Handel und den dort lebenden Menschen. Viele BŸrger arbeiten bei einem
grš§eren Arbeitgeber, aber zum Gemeindeleben braucht es eben auch die kleinen
Betriebe. Denn man kennt sich mitunter, tauscht sich aus und Ÿberhaupt wird es
ohne die in den Stadtteilen integrierte GeschŠftswelt stumpf, grau und
langweilig.
Es ist eine naive Rechnung wenn man begr٤t,
REAL an der Ausfahrt Durlach schaffe 300 ArbeitsplŠtze. Kleinere
GeschŠftseinheiten beschŠftigen mit weniger Gewinnmaximierung mehr Menschen,
von dem seitens REAL gegenŸber den Zulieferern existenzbedrohenden ausgeŸbtem
Druck und dem Preisdumping ganz zu schweigen.
SchŠdlicher Automatismus der
Innenstadtentwicklung von der Stange
Ich komme zur Entwicklung unserer
Innenstadt. Hier haben unsere an der Stadtplanung Beteiligte einfach nicht den
Blick dafŸr, was viele Karlsruher wollen und fŸr eine nachhaltige Entwicklung
von Stadt, Gesellschaft und Wirtschaft notwendig wŠre. Gemeinderat, Planer und
Entscheider glauben lieber Statistiken und den Versprechen der Investoren.
In jeder Stadt wird man heute unfreiwillig
von einem der Einkaufszentren empfangen, welche die StŠdte meinen haben zu
mŸssen. Auch ECE ist deutschlandweit gut vertreten. Hier wie dort findet man
dick aufgetragenen Pomp und inszeniertes anbiederndes Erlebnis aber der Inhalt
wird dem nicht gerecht. Alles sind nur vorgekaute Konsummšglichkeiten
bundesweit vertretener Standardfilialisten.
Das ECE-Center ãEttlinger TorÒ wŠre am
Rondellplatz gerade noch ertrŠglich,
wenngleich die Architekten mit der Eingliederung der Fassade des alten
Kammertheaters in den Bau nicht mehr als ihre Pflicht getan haben und sich die
links und rechts anschlie§ende einfallslose Bauweise mit dem MarkgrŠflich
– Hochbergschen Palais und die aufdringlichen Werbeschriften sich mit der
VerfassungssŠule bei§en. Aber das war ja nicht genug. Es musste geklotzt werden
und einen alles erdrŸckenden Fremdkšrper haben wir heute zwischen Lamm-,
Erbprinzen- und Karl-Friedrich Stra§e.
OberflŠchlich betrachtet sprechen die
Statistiken fŸr das ECE. Es
gibt enorme Besucherstršme, auch die Kaiserstra§e fŸllt sich. Doch schauen wir
genauer hin. Beim ECE sind es die Landeier, die gro§e Augen bekommen und ihr
Geld von umliegenden StŠdten und Gemeinden abziehen und im ECE ausgeben. Von
dort wandert es in die Zentralen der Filialisten. Nicht wenige Karlsruher dagegen
suchen wie ich vor ECE das Weite
und flŸchten in die Seitenstra§en der Innenstadt. Denn in die Kaiserstra§e kann
man auch nicht mehr. Nicht dass ich auch mal bei Filialisten einkaufe, aber die
Ausschlie§lichkeit der GeschŠfte von der Stange ist erschreckend. Neuer Eckbau
mit Rossmann auf dem Hiller GelŠnde? Einfach nur MŸll. Thalia im alten Hammer
& Helbling? Anbiedernd und oberflŠchlich. Humanic? Mit Ÿbergro§en Plakaten
stadtbildschŠdigend und aufdringlich. Auch Breuninger kaschiert eine langweilige
Fassade mit Riesenplakaten. Billige Fahnen der unserišsen und zu missachtenden
Unternehmen Lidl und Saturn verschandeln den neobarocken Bau der Hauptpost. Dm
im alten Hertie? Billig. Die tausende ECE-Kunden ziehen an den guten GeschŠften
vorbei und in die RamschlŠden rein. Traditionelle GeschŠftsinhaber und ihr
Nachwuchs sehen keine Zukunft. In diesem Punkt wurden die Versprechungen die es
im Vorfeld des ECEs gab nicht erfŸllt. Hier fehlt mir die Fšrderung zur
Neueršffnung einladender neuer eigenstŠndiger FachgeschŠfte bei denen das Geld
im regionalen Umlauf bleibt.
Wo bleibt ãThe New Art of ShoppingÒ
- die Neue Kunst des Einkaufens?
So wenig kunstvolle Bauzier das ECE
vorweist, so wenig neue Einkaufskultur bringt es. Eher Unkultur und nichts was
es nicht schon gab. Die wenigen eigenstŠndigen Ladenbesitzer haben wie Foto
SchŠfer in der Amalienstra§e ihr angestammtes GeschŠft aufgegeben und fristen
nun in einem der kleinen GuckkŠsten mit kastriertem Angebot ihr Dasein. Dm
verlie§ das MuttergeschŠft in der alten Hofdrogerie zu Gunsten des neuen
Einkaufszentrums und Ÿberlie§ den markanten Altbau mit Labrador-Fassade seinem Schicksal. H&M, New Yorker,
s. Oliver, Pimpkie und wie sie alle hei§en findet man auch schon zu Hauf in der
Kaiserstra§e.
Mit Zara, Mango und H&M gibt es Fast
Fashion. Dies wurde unter dem Titel ãKopieren geht Ÿber StudierenÒ im Stern Nr. 8 / 2007 beschrieben. Diese Unternehmen
kopieren ohne Skrupel die neueste Haute Couture und bringen sie bald schneller
als das Original in die eigenen LŠden der Einkaufszentren. Die KleidungsstŸcke
werden massenhaft als billige Wegwerfware in China und anderen LŠndern zu
Niedrigstlšhnen produziert. Diese Unkultur zerstšrt den Reiz der InnenstŠdte
nach gro§er Mode, verbraucht Unmengen an Ressourcen, vernichtet Verdienstmšglichkeiten
in der Produktion, Zwischenhandel und Handel.
Gro§e Unternehmen machen sich gleich mit
einem ganzen BŸndel von GeschŠften breit. So die Douglas Holding AG mit einer
Douglas-ParfŸmerie, Thalia, Appelrath-CŸpper und Hussel. Ziel: Renditeorientierte
Expansion, Marktbeherrschung und Gewinnabschšpfung auf breiter Front. Ein
krasser Gegensatz zu den Wachstumschancen in diesen Bereichen. Solange hier
andere GeschŠfte aufgeben darf man nicht von der Schaffung von ArbeitsplŠtzen
sprechen wie es Douglas tut.
Ein MediaMarkt durfte natŸrlich auch nicht
fehlen. Das ist ja mittlerweile obligatorisch. Entweder MediaMarkt oder Saturn.
Wer wohin kommt entscheidet sich anhand der SŠttigungskarte in der zu METRO
gehšrenden Media-Saturn-Holding. Konkurrenz und Auswahl wird dem Verbraucher
nur vorgetŠuscht. Wieviele inhabergefŸhrte GeschŠfte der Elektronikbranche gibt
es noch? Wo kann ich einfach mal
ein Kabel kaufen ohne ein riesiges Einkaufszentrum durchschreiten zu mŸssen?
Wie lange gibt es noch die kleinen PlattenlŠden mit angenehmer AtmosphŠre wo
man stundenlang probehšren kann? Warum kann ich nicht in einem DVD-Laden
probesehen? MediaMarkt ist nur blšd und Saturn ist ungeil.
LŠuft es sich etwa entlang von
Karl-Friedrich Stra§e und Erbprinzenstra§e schšn? NEIN. Flanieren kann man da nicht. Kommt
man auf die Architektur von ECE zu sprechen, beschrŠnkt sich das nur auf die
Fassade des Kammertheaters und die Innenarchitektur, die von irgend so einer
Branchenjury (ISCS) im Dezember 2007 sogar einen fragwŸrdigen Preis erhielt.
Der Hauptteil liegt aber um die Ecke. Die Erbprinzenstra§e entlang des ECEs ist
HŠsslichkeit pur. Eine glatte schmucklose Glasfassade die sich gegenŸber dem
Passanten verschlossen zeigt. Weder GeschŠfte, Kultureinrichtungen oder WerkstŠtten
šffnen sich hier noch gibt es ansprechend gestaltete Schaufenster. Diese
einzige gro§e FlŠche ist einfach erdrŸckend. Die Ecken auf den SpargelsŠulen
schieben sich wuchtig in den Stra§enraum und entstellen jede Perspektive. Auch
die Seite entlang der Karl-Friedrich Stra§e zeigt nichts Einladendes. Zu gro§e
glatte nackte FlŠchen, haarstrŠubende Proportionen ineinander und zur
Nachbarschaft. Insgesamt hat das ECE keinen Schick, ist zu gro§, plump,
langweilig, eine einzige gro§e BausŸnde. Aber was will man von einem Investor
erwarten der Maximalrendite erzielen will.
Newport go Home!
Die ãVolksÒ-bank Karlsruhe handelte nicht im
Sinne des Karlsruher Volkes, als sie ihr Haus am Marktplatz an Newport
verkaufte. An einen Investor, der Spezialist im Bau von MediaMarkt, die
Ÿblichen Einkaufs-ãgalerienÒ und Einkaufs-ãArkadenÒ ist. In der von Newport propagierten neuen
Hauptattraktion in der Haupteinkaufsstra§e in Triple-A-Lage wird der immerzu
gleiche Zirkus mit den marktbeherrschenden Ketten einziehen. Stilvolles Bauen,
Zierde und filigrane Schšnheit sind ihm fremd. Die Chance mit dem seit
Jahrzehnten ausgeŸbten Bauen in Klštzchenmodellauflšsung ohne kunstvoller
Bauzier zu brechen wurde vertan. Mit dem geplanten Konsumtempel im Lederer
Entwurf haben einmal mehr renditeorientierter Kommerz und architektonische
Einfallslosigkeit gesiegt.
Mit dem kunstlosen langweiligen
Lederer-Entwurf und dem wohl zu erwarteten Standardfilialisten wird das
Gemeinwohl der Karlsruher BŸrger empfindlich gestšrt, wodurch nach dem Landesmessegesetz
eine Enteignung mšglich ist. Denn auch fŸr die Messe Stuttgart durften
schlie§lich die Landwirte fŸr Gemeinwohlzwecke enteignet werden.
Den BŸrgern eine Architektur mit
Anspruch
Was den BŸrgern als anspruchsvolle
Architektur verkauft wird ist gewšhnlich nicht als solche erkennbar. Ob
Kongresshotel wo Ulrich EidenmŸller und Heinke Salisch mit Holzfenstern als
einzig bemerkenswerten Elementen posierten, dem ECE das man allenfalls besser
nur von innen sieht oder jetzt dem Kaiserkarree mit glattem
Weinbrennerscherenschnitt, nie gehen die Details tiefer als Bauklštze, fast
ausschlie§lich werden einfarbige meist helle nackte RiesenflŠchen zu trostlosen
quaderartigen Betongebilden formiert.
Bei allem was nach dem Jugendstil kam wird
es anscheinend als Kitsch abgetan, was eine Fassade nur irgend kunstvoll
verschšnert und eine Augenweide darbšte. Der gemeine BŸrger sieht dies anders.
Eine schšne feingliedrige Architektur ist Erbauung, macht Lebenlust. Kunstvolle
Bauzier bringt ArbeitsplŠtze. In Karlsruhe gŠbe es sicher viele kreative
Talente, die gefŠlligen – auch zeitgemŠ§en – bauplastischen Schmuck
oder Wandmalereien schaffen kšnnen. Was wird denn in den StŠdten fotografiert?
Nackte eckige Bauten etwa? Auch in heutiger Zeit muss es mšglich sein, dass
sich KŸnstler am GebŠude ausdrŸcken kšnnen, auf das diese nicht zeitlos
langweilig sind.
Auch zu Zeiten des Jugendstils und
GrŸnderzeit gab es Investoren. Die schielten aber nicht auf Maximalrendite
sondern fanden auch Gefallen mit einem einer Hochkultur wŸrdigem kunstvollem
Bauen Werte und eine Augenweide zu schaffen. Wenn heutige Investoren das nicht
kšnnen muss man eben Ÿber andere z.b. genossenschaftliche Finanzierungen
nachdenken. Ein kleiner Bruchteil der Baukosten wŠren sicherlich fŸr eine kunstvolle Fassadengestaltung
aufwendbar.
Haben Sie schon einmal von
Bullermann gehšrt?
Durch einen Bericht im SŸdwest-Fernsehen
hatte ich das VergnŸgen auf Herrn Joachim Bullermann aufmerksam zu werden. Nach
eMail-Kontakt schickte er mir verschiedene ExposŽs zu (siehe Anhang). Darunter
ãDie Kommunalpolitiker - TotengrŠber ihrer eigenen InnenstŠdte?Ò, ãAlle brauchen den unabhŠngigen
FachhandelÒ und andere Titel.
Herr Bullermann ist u. a.
Stadtmarketing-Experte und spricht in packender Weise sowohl vor dem Mittelstand
als auch vor Kommunen.
ãDer deutsche Guru in Sachen
Verkauf und Marketing ging mit allen Akteuren hart ins Gericht. Jammern und
klagen hilft nicht. Všlklingen braucht frischen Wind. Hier mu§ mit Zuversicht
die Stadt raufgeredet werden."
(SaarbrŸcker Zeitung)Ò
Herr Bullermann vermittelt die
desastršsen ZusammenhŠnge wenn Magnetbetriebe angesiedelt werden, bei gleich
bleibender Kaufkraft immer mehr
VerkaufsflŠchen geschaffen werden, ehrwŸrdige Bahnhšfe mit deren WartesŠlen,
Schaltern und Bahnhofsmissionen in
Shopping-Malls umfunktioniert werden und blindlings dem Vernichtungswettbewerb
alle Schranken gešffnet werden.
Laden Sie Herrn Bullermann in
die Stadt ein auf dass die Karlsruher Stadtplanung nachhaltiger werde.
Mittelstand hŠngt unmittelbar von
den inhabergefŸhrten FachgeschŠften ab
Wenn Sie Frau Mergen den Mittelstand fšrdern
wollen (siehe BNN vom 30. 1. ãFšrderung des Mittelstands muss ein Schwerpunkt
seinÒ) , mŸssen Sie auch die Schaffung der zugehšrigen Handelsplattform
fšrdern. Denn der Mittelstand hŠngt unmittelbar von den inhabergefŸhrten
FachgeschŠften ab. Nur Ÿber sie gelingt es ausgefeilte Neuheiten und
erklŠrungsbedŸrftige Produkte zu serišsen Preisen an den Mann zu bringen.
Sehr gut ist dies am Preisverfall fŸr
NavigationsgerŠte zu beobachten. Die Discounter und METRO - Unternehmen haben
diesen Markt durch Billigangebote zerstšrt. Ich arbeite in einem Karlsruher
Softwarehaus und da tut man sich sehr schwer in diesem Bereich schwarze Zahlen
zu schreiben. Wieso gibt es keine FachgeschŠfte wo ich NavigationsgerŠte testen
kann? Die treten nicht als Ÿbergro§e Macht gegenŸber den Firmen auf und wollen
mit der angebotenen Ware nicht nur im Preis Ÿberzeugen.
Nicht zuletzt bringen diese GeschŠfte mehr
Menschen in guten Lohn und Brot.
NŠhrboden schaffen
Die Anstrengungen von www.muehlburg-live.de - einem Projekt des Bundesamtes fŸr
Bauwesen und Raumordnung zur StŠrkung der lokalen Wirtschaft sind ein guter
Anfang. ãDas Projekt zielt auf die StŠrkung der
lokalen Wirtschaft durch die Errichtung eines gemeinsamen Sekretariats, das die
ansŠssigen Unternehmen vernetzt, aktiv unterstŸtzt und NeugrŸndungen
erleichtert.Ò GeschŠfte werden gefunden, Ideen zu GeschŠftsgrŸndungen gesammelt,
Schaffung von ArbeitplŠtzen und Existenzen unterstŸtzt. Eine sehr gute Arbeit.
So muss es laufen. Saturn,
MediaMarkt, Real, Thalia, Douglas, Christ, Aldi, Lidl, Schlecker, dm und was
sich sonst so alles in den ECE-Centern tummelt sind zu ignorieren. Vielleicht
in Zusammenarbeit mit der IHK bedarf es der Motivation und dem Angebot von
Perspektiven zu ExistenzgrŸndungen. Gleichzeitig muss die Bevšlkerung
eindringlich auf die Wichtigkeit regional verwurzelter und inhabergefŸhrter
FachgeschŠfte aufmerksam gemacht werden. In den BebauungsplŠnen muss es Raum
fŸr ein quirliges GeschŠftsleben geben wo gehandelt und produziert werden darf.
www
http://www.bullermann.com - der
Stadtmarketing-Experte
http://www.karlstrasse.org - Karlsruhes Karlstra§e,
die Stra§e der FachgeschŠfte
http://www.kraichgaukorn.de - Erzeugergemeinschaft
Kraichgaukorn
http://www.plaudereckle.de/streifzug.htm - Themen zur Gesellschaft
auf meiner Homepage
http://www.wir.ag/22.html - mein Beitrag zum Grafikmarathon der wir.ag
2006
Bitte weiter reichen
Sehr geehrte Frau WirtschaftsbŸrgermeisterin
Mergen, bitte reichen sie dieses Dossier im Rathaus, insbesondere im Dezernat 5
mit BŸrgermeister Ulrich EidenmŸller und dem Stadtplanungsamt mit Empfehlung
weiter. Auf das sich im Rathaus die Erkenntnis durchsetzen mšge was richtig und
was falsch ist.
Mit freundlichen Gr٤en,
Matthias Bšhringer