Öffentlichkeitsarbeit
Schreiben an Politiker
1.5.2017 an Wirtschaftsministerium: Immer weniger Bäckereien + Metzgereien im Land / Stichwort entgegenkommende Bauleitplanung bei Billigheimern
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Wicker,
ich schreibe Ihnen anlässlich des Berichts der Heilbronner Stimme vom 29. April zur morgigen Sitzung der Landesregierung
mit dem Tagesordnungspunkt "Immer weniger Bäckereien und Metzgereien im Land". Darin wurden Sie mit dem Hinweis auf den Strukturwandel zitiert.
Ich möchte Ihnen zur Bereicherung der Problemfindung meine Sichtweise zur Problemfindung geben.
Dass die Billigheimer das Land überzogen konnten, hat damit zu tun, dass die Kommunen den Discountern, Supermärkten und Fleischfabriken
mit der Bauleitplanung entgegen kamen. Immer mit den kurzgegriffenen Argumenten "Schaffung von Arbeitsplätzen", "das ist der Markt"
und "Wettbewerb" konnten überdimensionierte Bauten an die Ortseingänge verkehrsgünstig platziert werden. Dass aber viele Arbeitsplätze
mit existenzsicherndem Einkommen in mittelständischen Betrieben im Handel und den unter Druck geratenen produzierendem Gewerbe auf
der Strecke blieben wird nicht gesehen. Das Höfesterben in der Landwirtschaft, Leerstände, Produktskandale und verlorene Vielfalt
sprechen für sich. Die Kosten für die Billigkäufe sind der ökologische Fußabdruck.
Lidl, Aldi, aber auch die EDEKA-Fleischfabrik Rheinstetten wurden damit beim Preisdruck geholfen. Mit dem knallharten
Preiskampf kam es zu einer Abwärtsspirale für Arbeitsplätze, Qualität der Produkte und Alltagskultur. Discounter mit
stillosen Bauten wurden zum Standard, Metzger werden als Luxus eingestuft. Inzwischen haben sich Viele auf das
von Großunternehmen designte Leben eingelassen. Sie sehen nicht warum man sich die Mühe machen sollte, nach der
Vielfalt und Qualität zu schauen, es wird unterstellt, "der Bäcker und der Metzger" verwenden eh nur Fleisch und Mehl aus industrieller Produktion,
ist nicht besser als "der gute" Aldi und Lidl. Das ist aber eine Folge der Abwärtsspirale bei der sich leider auch viele Bäckereien auf
Fertigbackmischungen einließen.
Aldi und Lidl hingegen aber auch die Fachmärkte (Geiz-ist-geil-Saturn) und Shoppingcenter schaffen mit ihrer Ausbreitung die eigene Kundschaft,
weil sie das Geld aus der Gesellschaft saugen und Betriebe an die Wand drücken und dann tatsächlich nicht viel für gute Produkte übrig bleibt.
Mit freundlichen Grüßen,
Matthias Böhringer