Öffentlichkeitsarbeit

Schreiben an Politiker

22.05.2017 an MdB Annette Sawade (SPD): Umweltzeitbombe Sand - Unsere Meere vor der Wirtschaft schützen

eMail An: Annette Sawade (annette.sawade@bundestag.de)
Betreff: Umweltzeitbombe Sand - Unsere Meere vor der Wirtschaft schützen

Sehr geehrte Frau Sawade,

"Diese Wirtschaft tötet", sagt Papst Franziskus und hat recht. Noch immer regiert die irrige Ideologie, dass die Wirtschaft immer weiter so wachsen könne. Vor dem Hintergrund der Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes mit mehr Einfluss für die Wirtschaft beim Meeresschutz möchte ich Sie auf das Thema Sand sensibilisieren:

Forscher schlagen Alarm. Weltweit schwinden die Strände, weil vor den Küsten der Sand vom Meeresboden für den Bauwahnsinn abgesaugt wird. Die für die Meerestiere lebenswichtige Sandschicht in Nord- und Ostsee wird in Beton gegossen. Der herabsinkende Sandschleier verklebt Kiemen und Poren. 41 Arten, darunter Schweinswale und Kegelrobben sind in Gefahr. Weil alles im Fluss ist, fördern die Furchen am Meeresgrund die Erosion der Strände.

Siehe:
Bundesamt für Naturschutz. Maßnahmen zum Sandabbau
https://www.bfn.de/themen/meeresnaturschutz/belastungen-im-meer/sand-und-kiesabbau/massnahmen.html

Dokumentation auf Arte 2013: Sand - Die neue Umweltzeitbombe
http://programm.ard.de/%3Fsendung%3D287249928641913

Stichwort "Sand"
http://future.arte.tv/de/sand (Link ist tot)

SZ 19.05.2010: Saugrüssel am Meeresgrund. Die Betreiberfirma dringt in Schutzgebiete vor
http://www.sueddeutsche.de/wissen/nordsee-saugruessel-ammeeresgrund-1.891651

SWR Report Mainz 19.11.2007: Wieso Baggerschiffe im Nordsee - Naturschutzgebiet die Umwelt zerstören dürfen
http://www.swr.de/report/kies-vom-meeresgrund-der-nordsee-um-jeden-preis/-/id=233454/did=2700030/nid=233454/x9r5v6/index.html

Ich und der NABU bitten um Ihre Unterstützung bei der aktuellen Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes. Am 31. Mai wird sich der Umweltausschuss mit dem für den Meeresschutz zentralen Paragrafen 57 befassen und eine Empfehlung zur Abstimmung in den Bundestag geben. Dieser Paragraf regelt die Erklärung von Meeresgebieten zu geschützten Teilen der Natur, er sichert die nationale Umsetzung von Natura 2000, dem Naturerbe der Europäischen Union. Unter dem Druck der Ministerien für Wirtschaft, Landwirtschaft, Verkehr und Forschung wurde im Gesetzesentwurf eine Einvernehmensregelung aufgenommen. Diese ermöglicht den Ressorts, künftige Verordnungen und Meeresschutzmaßnahmen über ein Vetorecht zu verhindern.

Wir appellieren eindringlich an Sie. Stimmen Sie im Bundestag gegen das geplante Einvernehmen und geben Sie ihre Stimme der faszinierenden Artenvielfalt in Nord- und Ostsee.

Der Bundesrat hat erkannt, dass die geplante Änderung die Kompetenz des Bundesumweltministeriums unterhöhlen und behördliche Abstimmungsprozesse erschweren würde. Mit großer Mehrheit wurde am 31. März der Änderungsantrag Schleswig-Holsteins unterstützt und das Beibehalten der ursprünglichen Beteiligungsregel in Paragraf 57 Absatz 2 gefordert. In der Stellungnahme des Bundesrates heißt es, dass es für die vorgeschlagene Einvernehmensregelung keine fachliche Notwendigkeit gebe. Zusammen mit der Geschäftsordnung der Bundesregierung ist eine ausgewogene Beteiligung aller Ressorts bereits heute gesichert.

Würden sich die Befürworter des Einvernehmens durchsetzen, wäre dies ein fataler Präzedenzfall, der die Grundfesten des Naturschutzes in Deutschland erschüttern könnte. Damit würden die Verpflichtungen und Ziele der Fauna- Flora-Habitat-Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie in Frage gestellt und sektoralen Wirtschaftsinteressen untergeordnet. Eine traurige Vorstellung angesichts Deutschlands positiver Rolle beim Verteidigen eben dieser Richtlinien im sogenannten Fitnesscheck des vergangenen Jahres.

Der deutschen Nord- und Ostsee geht es schlecht. Nach Roter Liste sind über ein Drittel der Arten und Lebensräume bedroht. Trotzdem beobachten wir mit Sorge, dass sich immer öfter Wirtschaftsinteressen gegen die allgemeinen Interessen des Meeresschutzes durchsetzen. Deutschland setzt damit auch seine internationale Glaubwürdigkeit für den Erhalt der marinen Biodiversität aufs Spiel. Lassen Sie dies nicht zu. Sorgen Sie mit ihrer Stimme dafür, dass Schweinswale, Seetaucher und artenreiche Riffe an unseren Küsten eine Zukunft haben. Stärken Sie den Meeresschutz im Bundesnaturschutzgesetz und stimmen Sie gegen das geplante Einvernehmen. Wir zählen auf Sie.

Mit freundlichen Grüßen,
Matthias Böhringer
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Matthias Böhringer
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