Dipl.-Ing. Matthias Böhringer

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Bürgermeisteramt Pfaffenhofen

 

Rodbachstraße 15

74397 Pfaffenhofen

 

 

 

Stellungnahme zum

Vorhabenbezogenen Bebauungsplan „Heilbronner Straße“

 

Pfaffenhofen, 12.05.2012

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

ich bin gegen den Vorhabenbezogenen Bebauungsplan „Heilbronner Straße“ zur Errichtung eines Netto-Marktes.

 

Als ich im September 2011 nach Pfaffenhofen gezogen bin, fand ich es positiv, dass Pfaffenhofen noch eine discounterfreie Gemeinde ist. Dieses Prädikat verliert Pfaffenhofen nun.

 

Die amtliche Bekanntmachung hierzu in der Rundschau Mittleres Zabergäu vom 05.04.2012 beginnt mit dem Satz „Aller Voraussicht nach werden die Pfaffenhofener in Zukunft ihre Lebensmittel in einer Filiale der Firma Netto einkaufen und müssen dafür nicht mehr nach Güglingen oder Zaberfeld fahren.“ Dieser einleitende Satz ist so einseitig wie Stadt-/ Dorfentwicklung heute ist. Das Leben der Bürger wird von und für große Unternehmen designt und formatiert. Wohnen in der Schlafsiedlung, arbeiten im Gewerbegebiet und einkaufen im Discounter. Das Angebot der industriellen Einheitsware wird als vollkommene Nahversorgung deklariert (inkl industriell erzeugte Lebensmittel, Lebensmittel aus der Agrarindustrie).

 

Entgegen der in der Begründung postulierten Notwendigkeit zur Sicherung der Nahversorgung in Pfaffenhofen ist die Nahversorgung bereits heute vollkommen ausreichend. Mit der Bäckerei Wahl gibt es in Pfaffenhofen eine Bäckerei, die noch direkt vor Ort Brot und Brötchen selbst backt. Dies mit Mehl aus regionalem Anbau („KraichgauKorn“).Daneben führt die Bäckerei Wahl einen kleinen Edeka-Laden, wo u. a. Milchprodukte und andere abgepackte Lebensmittel sowie frisches Obst, Gemüse und Eier gekauft werden können. Der Bioladen „Geschmacksachen“ bietet ein weiteres Sortiment an Lebensmitteln an, welches die Bandbreite der Nahversorgung mit qualitativ guten und biologisch erzeugten Produkten erweitert. Am Wochenende hat zudem der Hofladen Volland geöffnet, wo ebenfalls Brot, Obst und Gemüse gekauft werden können. Im nahen Ortsteil Weiler versorgt die Metzgerei Grauer Pfaffenhofen mit sehr gutem Fleisch aus der Region und Wurst aus der eigenen Metzgerküche.

 

Es ist nicht angebracht, die Nahversorgungsmöglichkeiten nur bis zu den Gemeindegrenzen zu sehen. Die großen Märkte von Edeka und Lidl in Güglingen sind mit dem Fahrrad sehr gut erreichen (<5 km).  Bei diesen Märkten ist noch keine Überfüllung zu erkennen. Der Einzelhandel in der Marktstraße in Güglingen eröffnet mit Bäcker, Metzger und anderen Läden Wahlmöglichkeiten. In Zaberfeld führt der Geflügelhof Stotz einen reichhaltig ausgestatteten Obst- und Gemüseladen mit regionaler Note. Es darf angenommen werden, dass die Einkaufswege mit anderen Erledigungen in den Nachbarorten oder bei Durchfahrt verknüpft werden. Dies wird auch in der Verkehrstechnischen Untersuchung zum Netto-Markt angenommen.

 

Die Ansiedlung eines Netto in Pfaffenhofen kann bei obiger Auflistung und vor dem Hintergrund des bekannten Sortiments eines Discounters die Nahversorgung nicht verbessern. Die Qualität der Produkte wird nach unten orientiert, weil Marktanteile über den Preis erobert werden. Wie schädlich Discounter für die Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt sind, zeigen die immer wiederkehrenden Berichte in den Medien wie jüngst im Spiegel vom 30.04.2012. Es ist zu befürchten, dass der etablierte Einzelhandel um Pfaffenhofen Verlust verzeichnen muss.

 

Bezeichnend ist, dass Kostenersparnis zu Lasten der Nachbarschaft gehen soll. Die geplanten Kühlaggregate an der Außenseite des Gebäudes sind auch dann nicht zumutbar, selbst wenn Grenzwerte eingehalten werden. Grenzwerte werden in Abwägung mit wirtschaftlichen Interessen definiert. Dem ununterbrochenen säuseln eines Kühlaggregats möchte aber niemand zuhören müssen. Ohne Einhausung der Kühlaggregate stellt der Netto Markt eine nervliche Dauerbelastung dar.

 

Die Schalltechnische Untersuchung gibt darüber hinaus Details zum geplanten Netto-Markt bzgl Größe und Backshop preis.

-   Im Nachtrag zur Begründung weist das Landratsamt Heilbronn darauf hin, Pfaffenhofen als nicht zentraler Ort sei im Sinne der Raumplanung auf Eigenentwicklung beschränkt. Eine Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes müsse daher auf die Versorgung der Gemeindebevölkerung (2374 Personen, Stand 1.10.2010) beschränkt sein. Diesem Hinweis wird entgegnet, der geplante Lebensmittelmarkt (bzw Discounter) diene mit einer Verkaufsfläche von weniger als 800 qm der Sicherung der Grundversorgung. Nun darf angenommen werden, dass weniger auch wirklich weniger ist. Dem ist nicht so. In der schalltechnischen Untersuchung steht, dass die Bauunternehmung Böpple Bau GmbH einen Netto-Markt mit einer Nettoverkaufsfläche von ca. 800 qm plant. Entsprechend groß sind auch die Dimensionen, die bedeutend größer sind, als es die Versorgung von 2374 Personen verlangt. Dass es auch Kunden aus Zaberfeld und Güglingen geben wird, betont selbst die Verkehrsuntersuchung. Wozu, wenn nicht auch zur Versorgung der Bevölkerung außerhalb Pfaffenhofens sollen 66 Stellplätze nötig sein, wo es doch laut Nachtrag zur Begründung ein Vorteil des Standortes ist, dass er für einen Großteil der Pfaffenhofener Bevölkerung in fußläufiger Entfernung liegt?

-   Weiter nennt die schalltechnische Untersuchung die Integration eines Backshops im Netto, der täglich Backwaren angeliefert bekommt. Eine weitere Verkaufsstelle von Backwaren in Pfaffenhofen ist unnötig. Es gibt die Bäckerei Wahl in Pfaffenhofen (siehe oben), sowie Bäckereien in den Nachbargemeinden und auch im Bioladen „Geschmackssachen“ können Backwaren gekauft werden.

 

 

 

 

 

Mit freundlichen Grüßen,

 

 

 

Matthias Böhringer